It's getting hot in here...
Temperaturen weit über die 30 Grad begleiteten uns auch noch die nächsten Tage auf dem Eco-Campingplatz, sodass wir nach getaner Arbeit viele verschiedene, wunderschöne Buchten besuchten und dort schnorchelten. Mit Tüte war bei den Temperaturen eh nicht viel anzufangen. Meist war es uns aber leider nicht schattig genug oder zu voll, denn auch hier hat die Saison angefangen. Also beschlossen wir, weiter südlich zu fahren und einen schattigen Campingplatz direkt am Meer zu suchen.
Der beste Fisch unseres Lebens und ein alter Seefahrer
Wir verließen den Eco-Campingplatz und unsere neuen Bekanntschaften nach einem feucht fröhlichen Abend in einem Fischrestaurant, wo wir den besten Fisch aller Zeiten aßen und bis spät in die Nacht mit dem Besitzer und dem Musiker selbstgebrannten Schnaps tranken. Es war wunderbar, das erste Mal nach über einem Jahr Live-Musik zuhören. Der Fisch war noch am selbsten Tag vom Besitzer gefangenen worden, einem alten und so herzlichen Mann, dem man seine über 40 Jahre Seefahrt an jeder Stelle seines Körpers ansieht. Seine 12cm lange Narbe von der Mitte seines Halses bis zum rechten Ohr lenken von seinen einzigen zwei Zähnen ab, die er hin und wieder beim Lächeln zeigt, wenn Christian das von seiner Frau fantastisch zubereitete Essen abermals zum Himmel lobt. Recht hat er. Wir bekamen sogar zwei Stücke Kuchen, Zigaretten und eine Flasche Schnaps während des Abends geschenkt. Die Flasche war zum Glück noch nicht ganz leer, als uns der Besitzer anbietet, in unserem Bulli vor seinem Restaurant auf dem Parkplatz zu übernachten. Es wäre doch sicherer. So zeigt uns der alte Seefahrer an diesem Abend nicht nur seine außerordentliche Gastfreundschaft, sondern auch seine besorgte Seite. Ein toller Abend, an dem ich aufgrund des vielen Alkohols brav mit einem späten Snack und einem hohem Wert von 300 mg/dl ins Bett gehe, damit ich eine gefährliche nächtliche Unterzuckerung vermeiden kann. Am nächsten Morgen wache ich mit einem ähnlich hohen Wert, dafür aber nicht verkatert auf. Wasser und guter Schnaps sage ich nur.
Apropos guter Schnaps. Vor falsch gebranntem oder gepanschtem Schnaps, den man hier und in vielen anderen Ländern auf der Straße kaufen kann, muss man einen großen Bogen machen. Dies habe ich schon versucht, den Schüler*innen im Chemieunterricht beizubringen und habe die (lebens-)gefährlichen Folgen nun direkt aus erster Quelle zu hören bekommen. Denn Anja (die Volunteerin) und ihre Freunde hatten erst vor wenigen Wochen eine zum Glück glimpflich ausgegangene Methanolvergiftung, nachdem sie Schnaps von einem Touristand auf der Straße gekauft hatten. Aber der Seefahrer wusste was er tat und trank den Schnaps schließlich jeden Tag selbst, sodass uns dieser tolle Abend noch lange positiv in Erinnerung bleiben wird.
Beim Esel Trotro verabschiedete ich mich noch etwas ungewollt rabiat, denn als ich ihm einen Apfel und Wasser brachte und mich schon wieder von ihm entfernt hatte, nahm er Anlauf und attackierte mich mit zurück gelegten Ohren. Scheiße dachte ich, seine Leine ist 10m lang und ich stehe vielleicht 5m von ihm entfernt und habe keinen Stock in der Hand, mit dem ich mich hätte verteidigen können. In meiner Hand befand sich nur eine dicke Zwiebel, die ich gleich zum Kochen verwenden wollte. Entschlossen pfefferte ich Trotro die Zwiebel aus mittlerweile 2m Entfernung gegen seinen Kopf. Volltreffer. Er blieb prompt stehen und schaute mich verdutzt an. Darüber musste er erst einmal nachdenken und ich kochte mein Essen ohne Zwiebel. Todde, die Tomatenpflanze, lies ich ebenfalls zurück. Sie ist jetzt an einem besseren Ort, wo sich um sie gekümmert wird ;-)
Plaza Buljarica
Am nächsten Tag fanden wir einen sehr schönen und entspannten Campingplatz etwas südlicher am Strand Buljarica. Wir mieteten uns Liegen und einen Schirm am Strand und fühlten uns mit der Aussicht auf das türkisblaue Meer wie in der Karibik. Abends schauten wir mit zwei Schweizer Familien das phänomenale Fußballspiel, wo sogar ich mitfieberte und mich für die Schweizer*inne freute.
Die Hitze machte aber sowohl uns als auch natürlich Tüte zu schaffen, morgens um 7 waren es schon schwüle 30 Grad und nachts kühlte es nicht mehr ab. Laut Einheimischen war der Juni in Montenegro deutlich zu heiß. Da es im Juli und August in Albanien und Griechenland tendenziell noch heißer wird, entschlossen wir uns, wieder nach Norden zu fahren.
Jetzt sind wir nach einem negativen Schnelltest und unproblematischen Grenzübergängen zurück in Kroatien in Omis und freuen uns über weniger schwüle 30 Grad und eine frische Brise! Das ist das Freiheitsgefühl, welches ich am Campingleben und Reisen mit dem Bulli liebe. Routen und Pläne können sich spontan ändern, wir fahren einfach dorthin, wo es uns hinzieht. Spontanität und Diabetes? Widerspricht sich eigentlich. Um als Diabetiker*in spontan sein zu können, muss man im Vorhinein mehr Aufwand und Zeit in seine Planungen investieren. Als Diabetiker*in ist man "geplant spontan" würde ich sagen. Dank der Kühlbox und guten Organisation können wir jederzeit mit dem Bulli hinfahren und stehen bleiben, wo wir möchten. Ich habe mir trotz Diabetes meine Spontanität - auch auf Reisen - ein bisschen zurückerobert.
Durch die Email, die ich erhalte, wenn ein neuer Blog online ist, gehöre ich immer zu den ersten Lesern. Mit Spannung lese ich, was ihr wieder Aufregendes erlebt habt. Ich kann gut verstehen, dass das schwüle Wetter auf Dauer nicht zu ertragen ist. Flexibel, wie ihr seid, könnt ihr dann ja auch einfach in ein anderes Klima reisen. Viel Spaß weiterhin!
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