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Unterzuckerung irgendwo im Nirgendwo

Unterzuckerung irgendwo im Nirgendwo

Nach einer erholsamen Zeit auf dem Land und etwas abseits vom Tourismus (der ja ohnehin gerade nicht sehr stark ist), wollten wir uns die bekanntesten Sehenswürdigkeiten Kroatiens natürlich nicht entgehen lassen: Die Plitvicer Seen und Zagreb.

Plitvicer Seen 

Entlang auf Holzpfaden und schmalen Stegen erkundeten wir die auf mehreren Ebenen gelegenen Plitvicer Seen. Sie bezauberten durch ihr klares Wasser und die vielen Wasserfälle. Von meinem letzten Besuch 2009 hatte ich sie aber spektakulärer in Erinnerung, auch Christian war nicht übermäßig beeindruckt, da es doch sehr auf einen breiten Tourismus ausgelegt ist, einige Wege aufgrund von Baumaßnahmen gesperrt waren und trotz Corona viel los war. In der Hauptsaison würde ich diesen Ort auf jeden Fall meiden und eine abgelegenere Wanderroute in dem Nationalpark wählen. 
So war es aber trotzdem ein schöner und entspannter Tag, wären da nicht die ganzen giftigen Hornottern. Obwohl wir tierisch aufpassten, Tüte an der kurzen Leine hatten und auf den viel begangenen Wegen blieben, schnüffelte sie zweimal an einer Schlange und ich konnte sie gerade noch wegziehen. Zum Glück ist die Hornviper nicht sonderlich aggressiv. Ein Foto zu schießen schafften wir allerdings nur von einer ungefährlichen Ringelnatter, die es hier ebenfalls zahlreich gibt.
Wir übernachteten auf einem kleinen, familiären Campingplatz ganz in der Nähe, wo es zur Begrüßung direkt wieder zwei Sliwowitz (Schnaps) von der gastfreundlichen Betreiberin gab. Sie erzählte uns, dass in Kroatien die Menschen, die im Tourismus arbeiten, bevorzugt geimpft werden. Auch sie war schon geimpft. Welch starke Unterzuckerung mich dann abends noch überraschte, lest ihr weiter unten.








Zagreb

In Zagreb gönnten wir uns ein kleines Luxuszimmer, welches durch die Nebensaison und Corona erschwinglich war. In Zagreb scheint es trotz einer Inzidenz von 304 (zum Zeitpunkt unseres Besuchs) kein Corona zu geben. Die Menschen tragen die Maske als chin diper, halten kaum Abstand und dürfen in größeren Gruppen unterwegs sein. Wo es uns zu eng wurde, trugen wir Maske. Dass die Außengastronomie geöffnet ist, freut uns natürlich sehr. Denn nach einer ausgiebigen Sightseeingtour genossen wir das leckere Essen und ein Bierchen in einem Restaurant, während wir das Treiben in der Stadt beobachten konnten. Zagreb gefiel uns sehr gut und ohne Corona hätten wir uns gerne in das Nachtleben gestürzt. Nach einem endlich warmen Tag am See etwas außerhalb von Zagreb machen wir uns nun weiter auf den Weg Richtung Osten...





Und was macht mein Diabetes?

Der überraschte mich nach der Wanderung im Nationalpark der Plitvicer Seen mit einer saftigen Unterzuckerung. Abends, gegen 22 Uhr lagen wir schon im Bett auf dem Campingplatz, als ich zu Christian meinte "Irgendwie fühle ich mich ganz komisch". Sofort maß ich meinen Blutzucker, der mir den bisher geringsten Wert seit meiner Diagnose anzeigte: 29 mg/dl. Ein Wert, bei dem die Handlungsunfähigkeit und eine Ohnmacht nicht mehr weit weg sind. Ich hatte schon Sehstörungen, konnte aber noch selbstständig eine Saftflasche trinken und meinen Blutzucker messen. Da der Wert nach 10 Minuten weiter auf 21 mg/dl gefallen war und ich nun auch noch Wahrnehmungsstörungen hatte (ich versuchte meinen Blutzuckerteststreifen in meinen Dexcomempfänger zu stecken), rief Christian den Krankenwagen. Ich bekam noch mit, dass die Sanitäter nicht genau wussten, wo der Campingplatz lag und Christian immer wieder zum Eingang rannte, um sie abfangen zu können. Mein Herz fing an zu rasen, ich fühlte mich wie in einem Alkoholvollrausch, bei dem man nicht mehr richtig gucken kann und nicht mehr ganz weiß, wo man gerade ist. Wie in einem Traum, benebelt. Trotzdem konnte ich noch selbstständig mehr Traubenzucker essen, sodass ich nach 30 Minuten, als der Krankenwagen endlich da war, wieder stabil war. So konnte Christian die Sanitäter wieder wegschicken und ich völlig erschöpft einschlafen. 
Ich war froh, in diesem Moment nicht alleine gewesen zu sein. Christian wusste genau was zutun war und hatte das Notfallnasenspray schon bereit. Am nächsten Tag versuchte ich natürlich die Ursache für die starke Unterzuckerung zu finden, konnte aber keinen Grund ausmachen. Ich hatte Gewohntes gegessen und vorsichtig gespritzt. Vielleicht hatte ich doch die Wanderung, welche eigentlich nicht anstrengend war, unterschätzt? Vielleicht waren die zwei hochprozentigen Schnäpse zu viel, sodass meine Leber bei der Unterzuckerung nicht mehr genügend gegensteuern konnte? Aber warum hatte mein Sensor, der mich ja eigentlich vor einer Unterzuckerung warnen soll, nicht Alarm geschlagen? Vielleicht war er mit dem sehr schnell abfallendem Blutzucker überfordert und kam nicht mehr hinterher...? Viele "Vielleichts". Die vielen "Vielleichts" sind es, die das Leben mit Diabetes so anstrengend machen...
Einer Sache kann ich mir aber sicher sein, dass Christian an meiner Seite ist. Mein Sonar! Sein neues Lied bringt es auf den Punkt.


Eure Zuckertüten


Kommentare

  1. Eine rührende Geschichte. Zum Glück hattest du einen "Schutzengel". Passt gut auf euch auf. Die Bilder sind fantastisch!

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