Novi Sad #1: Auf der Suche nach der Impfung
Novi Sad #2: Impfung die Zweite
WWOOFing bei einer serbischen Familie
Also machten wir uns an einem regnerischen Tag auf den Weg in die hügellige Landschaft Fruska Goras, die engen und nassen Straßen hinauf. Google Maps versagte und schickte uns Wege entlang, die nicht für unser Auto gemacht waren. Einmal mussten wir 30 Meter eine steile Straße rückwarts zurückfahren, da es keine Wendemöglichkeit gab. Ein andermal war der Weg so steil und rutschig, dass wir gar nicht mehr hochkamen. Zum Schluss blieben wir auch noch im Schlamm stecken, schafften es aber zum Glück wieder heraus und rutschten die Straße wieder hinunter, ohne bremsen zu können. Irgendwann rief mich unsere Gastgeberin Iva dann an, holte uns mit ihrem Auto ab und zeigte uns den richtigen Weg. Die ganze Familie und die anderen WWOOFer begrüßten uns herzlich und warteten mit einem leckeren, veganen Abendessen auf uns.
Da die nächsten Tage ebenfalls regnerisch werden sollten und es keine gute Parkmöglichkeit für den Bulli gab, mietete Christian sich in ein nahe gelegenes Apartment ein, um Musik zu produzieren und ich übernachtete mit Tüte im Zelt in dem wundervollen Garten der Familie.
Novi Sad #3: Besuch bei der Polizei
Novi Sad #4: Polizei die Zweite
Nun gut, also ging es am nächsten Morgen wieder zur Polizei. Die Campingplatzbetreiberin füllte ein Formular aus und hatte etwas Angst, ihren Job zu verlieren. Nach zwei Stunden Warten und Diskutieren wurden wir dann endlich nachgemeldet und befinden uns jetzt legal im Land. Jetzt konnte ich endlich mit der "Arbeit" bei meiner Gastfamilie beginnen. Vormittags bespaßte ich die wirklich zuckersüßen kleinen Jungs zusammen mit zwei anderen Volunteers, nachmittags unternahmen wir alle gemeinsam lange Spaziergänge in dem riesigen Wald oder chillten in einer gemütlichen, sehr hundefreundlichen Hippiebar.
Bei einer Wanderung musste die gesamte Truppe einmal auf mich warten, da ich eine leichte Unterzuckerung hatte. Alle waren sehr verständnisvoll, doch trotzdem fühle ich mich in der Rolle die "Schwache" zu sein, nicht mehr Herrin über meinen eigenen Körper zu sein, sehr unwohl. Da meine Werte an dem Tag sehr niedrig waren und ich mit einigen Unterzuckerungen schon zuvor in der Nacht zu kämpfen hatte (ich hatte meine Periode bekommen und dann sind meine Werte direkt viel tiefer), verzichtete ich abgesehen von Essen das erste Mal seit meiner Diagnose auf eine Aktivität wegen meiner Erkrankung. Ja, man kann alles machen mit Diabetes, man muss es nur besser vorbereiten und organisieren. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich aber nicht gut vorbereitet, nicht sicher genug, in eine 70 m lange dunkle Höhle zu kriechen, die teilweise nur einen Meter hoch und zudem noch sehr schlammig war. Was, wenn ich dort unterzuckere? Das war mir einfach zu riskant. Für viele ist es sicherlich schon eine Horrorvorstellung in einer dunklen, engen Höhle stecken zu bleiben. Und dann auch noch mit einer Unterzuckerung? Nein danke. Das erste Mal verzichtete ich also auf etwas wegen Diabetes. Richtig eingestanden habe ich es mir erst ein paar Tage später und den anderen erzählte ich den Grund auch nicht. Warum? Ich möchte nicht noch "schwacher" wirken, ich möchte nicht, dass alle immer fragen: "Geht es dir gut?", "Kannst du das auch essen/machen?" Glaubt mir, ich werde jede Minute an meine Krankheit erinnert. Da brauche ich nicht noch andere, die das zusätzlich tun, auch wenn es - das weiß ich - nur gut gemeint ist. Denn natürlich erzählte ich meiner Gastfamilie vom Diabetes. Zum Einen sollten sie im Notfall Bescheid wissen, was zutun ist. Zum Anderen müssen sie es verstehen, wenn ich bei der Arbeit Pausen mache und mich vor allen spritze. Abgesehen von den neugierigen Fragen, die ich zu Aufklärungszwecken (noch) gerne beantworte, führte meine Offenheit nämlich genau zu solchen (gut gemeinten) Situationen. Es wurde kommentiert, welches Essen gut für mich sei, es wurde extra Vollkornbrot für mich gekauft und sich entschuldigt, als es mal einen Kuchen gab. Da hatte ich schon fast ein schlechtes Gewissen als ich lieber das Weiß- als Vollkornbrot und natürlich ein Stück Kuchen aß. Dafür freute ich mich das erste Mal über eine kleine Unterzuckerung als wir in der Hippiebar eine Pause einlegten und ich mir ohne schlechtes gewissen einen frisch gepressten Saft gönnen konnte.
Nachts brachte mich das Rascheln der Igel, das Bellen der Hunde, der starke Wind und Regen und die ein oder andere Unterzuckerung um den Schlaf, aber hey, gut schlafen tue ich seit der Diagnose eh nicht mehr. Also was soll's :-) Dafür ist es umso schöner, am nächsten Morgen in der Sonne im Garten Yoga zu machen, einen Kaffee zu trinken und Tüte einfach so laufen zu lassen. Denn abgesehen von den Katzen, die sich gut vor Tüte versteckten, freundete sie sich mit den beiden Hofhunden schnell an und genoss ihre Freiheit. Auch mit den freilaufenden und kläffenden Hofhunden klappte es immer besser und Tüte lief entspannt an ihnen vorbei. Einmal warteten drei Hunde auf uns und blockierten die Straße. Als wir näher kamen krochen sie schnell durch ein Loch im Zaun und fingen an, laut hinter dem Zaun zu bellend und hin und her zu rennen. Nachdem wir vorbei gegangen waren, kamen sie wieder auf die Straße und blickten uns nach :-)
Novi Sad #5: Tüte ist lebensbedrohlich erkrankt.
Als Tüte nach ca. fünf Tagen bei der Familie nicht mehr von meiner Seite wich, entspannt den ganzen Tag schlief und nicht einmal mehr beim Anblick der Katze und des Tischtennisspielens bellte, dachte ich zunächst: Toll, sie ist endlich angekommen und hat sich an alles gewöhnt. Als sie dann aber am nächsten Morgen nicht mehr aufstehen wollte und fiepte, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Also fuhren wir zum Tierarzt in Novi Sad, der Tüte das Leben rettete. Nach einer Blutuntersuchung stellte er die Diagnose Babesiose, eine schnell tödlich verlaufende, von Zecken übertragene Krankheit. Tüte hatte in den letzten Tag trotz Zeckenhalsband einige Zecken gehabt. Wie viel Pech kann man haben? Tüte nimmt einfach alles an Krankheiten mit. Der Tierarzt war zum Glück sehr kompetent und verabreichte ihr ein starkes Medikament, von dem sich Tüte mehrmals im Auto übergab. Abends ging es ihr von Minute zu Minute besser...welch Erleichterung!
Zum Glück überwiegen ja die positiven Erlebnisse. Ich drücke euch die Daumen, dass es endlich mit der Impfung klappt.
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