Zdravo Montenegro!
Christian ging es zum Glück nach wenigen Tagen besser, sodass wir Zlatibor verlassen und weiter Richtung Süden fahren konnten. Der ursprüngliche Plan war es eigentlich, Bosnien und Herzegowina zu bereisen. Da wir aber für die Einreise einen PCR-Test hätten machen müssen, was in Serbien wieder sehr viel Aufwand bedeutet und ca. 100 € pP. gekostet hätte, entschieden wir uns, als nächstes Montenegro zu besuchen. Hier können Ausländer*innen, die mindestens die letzten 14 Tage in Serbien oder anderen Nachbarländern verbracht hatten, ohne Test einreisen.
Tropfsteinhöhle und Freilichtmuseum
Auf dem Weg zur Grenze besuchten wir eine riesige Tropfsteinhöhle, in die Tüte sogar mitdurfte (in Deutschland undenkbar), und ein Freilichtmuseum in Sirogojno, welches serbische Dörfer und das Leben der Leute im 19 Jahrhundert zeigt. Ein kleiner Spaziergang zu einem Aussichtspunkt am Kanyon des Sees "Zlatarsko jezero", bei dem wir jagende Greifvögel in der Luft beobachten konnten, rundeten den erlebnisreichen Reisetag ab. Für die Nacht hatten wir ein Zimmer für 16€ über einem Restaurant auf dem Weg zur Grenze gefunden. Der Betreiber war wie alle Menschen, die wir kennenlernen durften, sehr freundlich und servierte uns leckeres Abendessen, wenngleich es hier als Vegetarier schwer ist, etwas anderes als Pommes und Salat zu finden - abgesehen natürlich von den leckeren Palatschinken ;-)
Easy peasy über die Grenze
Bei regnerischem Wetter fuhren wir dann am nächsten Morgen zur montenegrinischen Grenze, wo uns der Grenzbeamte nach einem kurzen Blick auf unsere Persos mit "Hallo Christian, hallo Hannah Julia" ansprach und uns auf Deutsch fragte, wie es uns geht. Er war sehr freundlich und wollte außer unseres Kfz-Scheins und der grünen Versicherungskarte (man darf nur mit einer Auto-Haftpflichtversicherung einreisen) nichts weiter von uns sehen. Das Auswärtige Amt hatte also Recht gehabt, die Einreise war ohne negativen Corona-Test möglich. Geschafft. Wir fragten uns noch kurz, warum die Polizei denn Quads benutzte, welches uns nach Grenzübertritt aber sofort klar wurde. Die Straße war ein mit Schlaglöchern versehener Schotterweg, mit unzähligen dürftig abgesperrten Baustellen. Und dann kam auch noch die Nebelwand, der Regen und die kurvigen Bergstraßen hinzu, sodass wir uns langsam in Schritttempo zum nächsten Campingplatz wagten. Deswegen soll man also nicht nachts in Serbien und Montenegro auf unbekannten Straßen fahren. Wären wir von der anderen Seite gekommen, hätten wir am Ende dieser Straße niemals einen Grenzübergang erwartet. Ein aufregender Start in ein neues Land!
Tara - Schlucht und Durmitor - Nationalpark
Wir fanden einen wunderschönen Campingplatz für 10€ (!) in den Bergen, von dem wir eine tolle Sicht auf die Schlucht mit dem Fluss Tara und auf die 1941 fertiggestellte Brücke (Durdevica Tara) hatten. Die Brücke zu Fuß zu überqueren war für uns schon aufregend genug, sodass wir eine angebotene Zip-Line-Fahrt über die Schlucht dankend ablehnten. Und - man wird es kaum glauben - wir trafen das erste Mal auf deutsche Touristen.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter eine aussichtsreiche Panoramastraße entlang bis zu einem Campingplatz am Rande des Durmitor-Gebirges in der Nähe des Ortes Zabljak. Auch hier wurden wir -altbekannt - freundlich mit einem Sliwowitz begrüßt. Die Wanderungen, die wir hier unternahmen, boten uns atemberaubende Aussichten auf die noch schneebedeckten Berge und tiefen Täler. Wunderschöne felsige Landschaften, durchzogen von Blumenwiesen, Seen und Nadelbäumen. Eine Mischung aus Fjordnorwegen und den Alpen. Wirklich wunderschön.
Auch hier durfte eine Mountainbiketour nicht fehlen. Diesmal reduzierte ich nur mein Bolusinsulin um 50% und startete mit einem steigenden Wert von 185 mg/dl. Nach gut einer Stunde Fahrt trank ich bei einem Wert von 120 mg/dl ein paar Schlücke aus meiner Isolight-Flasche. Bis hierher hatte also alles gut funktioniert. Die Tour schloss ich allerdings mit einem Wert von 285 mg/dl ab. Ich war deutlich übers Ziel hinaus geschossen, da die Rückfahrt nicht besonders anstrengend war und ich wohl zu viel Zucker getrunken hatte. Also spritze ich Insulin zur Korrektur, was mich anschließend in eine ordentliche Unterzuckerung rutschten ließ, welche mir Tüte aber zu meiner Freude anzeigte. Wieder was dazu gelernt.
Und was macht mein Diabetes?
Bei einem Spaziergang mit Tüte - als Christian noch krank im Hotel lag - zog sehr plötzlich ein Gewitter heran, Donner und Blitze waren direkt über uns. Das Hotel war eigentlich nicht weit, aber da mein Blutzucker gerade fiel und sich eine Unterzuckerung anbahnte, traute ich mir nicht mehr zu, die 10 Minuten zum Hotel zu rennen. Unterzuckert irgendwo im Freien ein Gewitter aussitzen? Nein danke! Zum Glück befand sich ein Cafe in der Nähe, wo ich mir schnell eine Cola bestellte und Tüte und ich das Gewitter abwarten konnten. Die Diabetiker*innen unter uns wissen es: eine Unterzuckerung kommt natürlich immer dann, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. ;-)
Ich versuche jetzt wieder etwas disziplinierter und gesünder zu essen. Leider gibt es hier nur Weiß - und kein Vollkornbrot und diese leckeren Palatschinken, von denen ich ja schon oft berichtet habe ;-) Trotzdem wird es mir und meinen Werten gut tun, also Disziplin bitte!
Obwohl ich den Blog schon am 16. gelesen habe, finde ich hier keinen Kommentar von mir. Ich war natürlich wieder begeistert von deiner Beschreibung, Hannah, und von den sehr schönen Fotos. Jetzt erwarte ich mit Spannung den nächsten Blog. Bis dahin!
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