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Diabetes & Vanlife: Reisevorbereitung

Diabetes & Vanlife: Reisevorbereitung

Vorfreude. Bald geht es auf Reisen! Doch vor jeder Reise gibt es einiges an Vorbereitungen zu treffen. Reist man dann auch noch mit Diabetes und möchte für längere Zeit im Bulli unterwegs sein, wird es kompliziert...aber nicht unmöglich! Für meine mehrmonatige Reise im Bulli durch den Balkan als Diabetikerin musste ich einiges vorbereiten. 

Als Basislektüre für Reisen mit Diabetes kann ich den Ratgeber "Zucker im Gepäck" von Susanne Löw empfehlen. Viele Diabetes-Seiten geben ebenfalls Informationen über das Reisen mit Diabetes. Da ich aber weder zum Thema Camping mit Diabetes noch zum Thema Vanlife mit Diabetes ausführliche Informationen im Internet gefunden habe, erfährst du in diesem Blog, was du für eine längere Campingreise mit Diabetes im Bulli berücksichtigen und planen solltest.

Frühzeitig um Insulin und Hilfsmittel kümmern

Um auf der Reise genügend Insulin und alle für meine Therapie benötigten Hilfsmittel wie Pennadeln, Blutzuckerteststreifen, Lanzetten, Sensoren etc. dabei zu haben, machte ich ca. sechs Wochen vor Abreise sowohl einen Termin bei meiner Diabetesberatung als auch bei meiner Diabetologin. Da es meine erste längere Reise mit Diabetes sein würde, wollte ich mich im Vorhinein gut beraten lassen. 
Die Diabetesberatung empfahl mir, meinen Bedarf an Insulin und Hilfsmitteln auszurechnen und die doppelte Menge mit auf Reisen zu nehmen. Außerdem nutzte ich bis dahin noch Einwegpens für mein Basalinsulin, welche ich durch einen Mehrwegpen und Patronen ersetzen sollte, um Platz zu sparen. Gesagt, getan. Zwei Wochen lang notierte ich meine Insulinmengen und den Verbrauch an Hilfsmitteln, um einen aussagekräftigen Mittelwert zu erhalten. Dabei ist es als Frau wichtig auch auf ihren Zyklus zu achten. Denn ich benötige z.B. in der ersten Zyklushälfte weniger Insulin als in der zweiten Hälfte, sodass ich dies bei der Berechnung unbedingt mit berücksichtigt musste. 
Mit meinem errechneten Bedarf ging ich zu meiner Ärztin, die mir - etwas wiederwillig - die erforderlichen Rezepte für sechs Monate im Voraus ausstellte. Allerdings wollte sie mir nicht die doppelte Menge ausstellen, da sonst wohl die Krankenkasse Probleme mache. Sich als chronisch kranker Mensch wie ein Bittsteller zu fühlen, ist nicht besonders schön...Aufgrund des Platzproblems im Bulli und der Tatsache, dass ich in Europa unterwegs sein würde, wo die Versorgung für Diabetiker*innen wohl ganz gut aussieht, war ich damit einverstanden. Gegen eine Gebühr erhielt ich auch noch eine ärztliche Bescheinigung für eventuelle Flugreisen, die besagt, dass ich meine Medikamente im Handgepäck mitführen darf. 
Die Apotheke benötigte ca. drei Tage, um sich das OK der Krankenkasse zu holen und alle Rezepte zu beschaffen. 
Auch kümmerte ich mich frühzeitig (ca. acht Wochen vor Abreise) um die Sensoren und Transmitter meines Dexcoms G6. Da mein Rezept sowieso noch ein halbes Jahr gültig war, bat ich bei Dexcom per  Anruf und Email um eine Zusendung aller bewilligten Sensoren und Transmitter. Dies funktionierte problemlos, allerdings habe ich nun keine Ersatzsensoren dabei und hoffe, dass keiner frühzeitig seinen Geist aufgibt.  
Eine zusätzliche Auslandskrankenverischerung sollte - besonders als Diabetiker*in - , welche hoffentlich nicht eintretende Notfälle wie Rücktransporte, Bergungskosten und Mehrkosten bei Behandlungen abdeckt, nicht fehlen. Wichtig ist hier unbedingt in den Vertragsbedingungen zu überprüfen, dass chronische Erkrankungen, deren Folgen und erforderlichen Medikamente mit abgedeckt sind. Ich recherchierte viel dazu im Internet und entschied mich schließlich für einen Auslandstarif von ERGO.

Darum solltest du dich frühzeitig kümmern:

  • Termine bei Diabetesberatung / Diabetologe*in vereinbaren
  • Bedarf an Insulin / Hilfsmitteln berechnen
  • Rezepte für Insulin / Hilfsmittel holen und bei Apotheke einreichen (wenn möglich doppelte Menge) / ggf. mit Krankenkasse abklären
  • ggf. CGM-Versorgung (Sensoren, Transmitter) sicher stellen

Platzsparend packen

Als ich endlich all meinen Diabetes-Kram beisammen hatte, stapelten sich drei Kartons mit Sensoren, eine große Tüte mit Pennadeln und zwei kleinere Tüten mit Glucoseteststreifen und Lanzetten vor mir. Hinzu kam natürlich noch das Insulin und sonstige Dinge, die ich für meinen Diabetes benötige. Wie sähe der Berg an Diabetes-Kram wohl aus, wenn ich statt Pen mit Pumpe und statt Bulli mit Rucksack unterwegs wäre? (Wohl ein Projekt für zukünftige Reisen...) Wie sollte das alles in den Bulli passen, in dem noch meine Hündin und mein Freund sowie ihr Gepäck Platz finden sollten.?Also hieß es, schlau und platzsparend packen. Zuerst entfernte ich alle größeren Umverpackungen und verschaffte mir einen Gesamtüberblick. 

Was muss alles mit?

  • Pennadeln
  • Blutzuckermessgerät + Glucoseteststreifen + Lanzetten + Batterien + Ersatzgerät
  • Dexcom G6 Sensoren, Transmitter, Empfangsgerät + Halterung für den Arm + Smartwatch
  • Desinfektionsspray
  • Hypo-Helfer (vorzugsweise Gummibärchen, O-Saft) + Notfallspritze/ Notfallnasenspray
  • Basal- und Bolus-Insulin-Pens + Patronen + jeweils 5 Einweg-Ersatzpens
  • Frio Kühltaschen in verschiedenen Größen
  • MedAngel Temperatursensor
  • Lektüre für mich als relativ "frische" Diabetikerin (Diabetes- und Sportfibel, Zucker im Gepäck, Nährwert-Tabelle)

Ich öffnete zahlreiche Kartons und verpackte alles einzeln in Zipper-Gefrierbeutel. Die beste Erfindung für einfach alles! Besonders platzsparend und übersichtlich. Auch sind die Gegenstände so gegen Feuchtigkeit geschützt.
Alles, was bei vorgegebenen Temperaturen (meist +4 bis +30°C) gelagert werden soll, wie Sensoren, Transmitter, Glucoseteststreifen, packte ich in eine Kühltasche, zu der ich den MedAngel-Temperatursensor legte. Die Tasche verstaute ich tief unter unserem Bett am Boden des Bullis, da er dort tagsüber wenn die Sonne scheint am kühlsten ist. Der Temperatursensor soll mir dann, wenn ich mich in Bluetooth-Entfernung befinde, die Temperatur in der Kühltasche anzeigen und mich bei Über-oder Unterschreiten ggf. warnen. Sollte es über 30°C werden, kann ich noch Kühlakkus in die Tasche legen. Den nicht zu kühlenden Diabetes-Kram verstaute ich in einer Kiste, sodass ich alles griffbereit haben würde. 


Kühlung des Insulins im Bulli

So reduzierte sich der unüberschaubare Berg an Diabetes-Kram auf eine Kühltasche und eine handliche Kiste. Geht doch! Aber wie kühle ich das Insulin konstant auf unter 8°C bei Außentemperaturen von über 40°C? Würde es im Bulli nicht noch viel heißer werden? Zuerst entfernte ich auch hier alle unnötigen Kartons vom Insulin und legte es inklusive Notfallspritze und Nasenspray (muss nicht so kühl gelagert werden) in eine Tupperdose. Hinzu kam noch ein normales Thermometer, damit ich auch hier die Temperatur checken kann. Damit das Insulin auch bei hohen Außentemperaturen und noch höheren Temperaturen im Bulli zuverlässig auf unter 8°C gekühlt wird, besorgte ich mir eine leistungsstarke und deswegen auch etwas hochpreisigere Kompressor-Kühlbox von Dometic. Die Investition ist es aber alle Mal wert, denn über ein gekühltes Bier nach einem sonnigen Tag am Meer werde ich mich auch nicht beschweren ;-) Die Kühlbox kann zudem noch per App gesteuert werden, welche ebenfalls eine Alarmfunktion hat. Eine leistungsstarke Kühlbox benötigt aber auch mehr Strom. Auf Campingplätzen wird der Bedarf einfach über die Landstromversorgung abgedeckt. Aber wie ist es während der Fahrt? Oder auf einem Parkplatz, während wir durch die Stadt bummeln oder am Meer chillen? Oder beim Wildcampen? Zum Glück habe ich einen motivierten Freund, der sich durch zahlreiche Youtube-Videos und Anleitung schlug, im Internet recherchierte, bestellte was das Zeug hielt und schließlich in der Werkstatt sogar selbst mit bastelte. So verfügt unser Bulli nun über eine leistungsstarke Lithium-Ionen-Zweitbatterie, welche die Kühlbox und andere Geräte mehrere Tage mit Strom versorgen kann. Sollte dies nicht reichen, können wir die Batterie noch über ein Solarpanel samt Laderegler aufladen. 



So, nun kann die Reise gut vorbereitet losgehen. Über Erfahrungen, Erfreuliches und Hindernrisse werde ich berichten.

Eure Zuckertüte

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