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Hakuna Matata in Istrien

Hakuna Matata in Istrien

In Istrien angekommen steuerten wir einen Campingplatz in Pula an, da er einer der wenigen war, die schon vor dem 23.04. geöffnet hatten. Traumhaft auf einer Halbinsel gelegen und fast menschenleer verbrachten wir hier einige Tage, um erst einmal anzukommen und zu entspannen. Hakuna Matata! Morgens an der Steinküste Yoga machen, danach ins türkisblaue, noch sehr frische Meerwasser hüpfen, mit Tüte eine Runde entlang der Klippen drehen, sich zwischendurch in den verlassenen Buchten abkühlen, abends Fisch auf der Restaurantterrasse essen und anschließend mit einem Gläschen Wein den Tag beim Sonnenuntergang ausklingen lassen. Hakuna Matata! Für all das brauchten wir aber Kuna, denn obwohl Kroatien in der EU ist, wird der Euro hier erst 2023 eingeführt. Das hatten wir völlig vergessen, aber dank Kreditkarte ist das ja heutzutage alles kein Problem. 

Der erste Straßenhund begegnete uns auch schon auf dem Campingplatz, machte aber einen großen Bogen um uns und Tüte. Es fiel uns schwer, den Hund nicht zu füttern, aber eigentlich haben wir uns geschworen, keine Straßenhunde zu füttern, da sie uns sonst folgen, Tüte mit Krankheiten anstecken und wir nachher mit einem Bulli voll mit Straßenhunden nach Deutschland zurückkehren würden...Dafür retteten wir einen jungen, alle Viere von sich gestreckten, in der Sonne liegenden Igel!





Kurzer Off aus der Hängematte: ich musste gerade einer bewaffneten Möwe hinterherlaufen, da sie sich ein Messer von unserem Campingtisch stibitzt hatte... :D


Wer auch an Christians bisherigen Eindrücken interessiert ist, kann sich einmal diesen Audiogastbeitrag anhören. Einfach auf den folgenden Link klicken:

Bale und Rovinj

Während eines Tagesausflugs erkundeten wir das mittelalterliche Dörfchen Bale und das Fischereidorf Rovinj. In Bale schien die Zeit stehen geblieben zu sein, und das nicht wegen Corona. Wir tranken einen Kaffee in dem einzigen offenen Cafe und genossen wieder einmal, dass wir die einzigen Touristen waren. Das etwas größere Dorf Rovinj beeindruckte uns mit seinen hohen, bunten Häusern, welche uns durch enge Gassen vorbei an zahlreichen Galerien, Lädchen und Restaurants führten. Auch hier war die schöne Promenade mit den Fischerbooten wenig besucht. Ein seltener Anblick so schätze ich, handelt es sich doch um einen eher touristischen, aber dennoch sehr sehenswerten Ort. 





Kap Kamenjak

Das Kap Kamenjak, eine Halbinsel im Süden von Istrien, bietet als Naturschutzgebiet wunderschöne Buchten und Panoramawanderwege entlang der Küste. So wanderten wir - mal wieder als fast einzige - entlang der Westküste und wollten gerade in eine Bucht hinabsteigen, als direkt vor Tüte eine große Schlange davon huschte. Wir erschraken uns fast zu Tode, denn obwohl wir wussten, dass es in Kroatien Schlangen gibt und Tüte deswegen bei Wanderungen brav an der Leine bleibt, war sie doch sehr groß und sehr nah. Mein Biologinnenauge sah aber eine doch starke Ähnlichkeit zu den deutschen Blindschleichen, die zu den Echsen und nicht zu den Schlangen gehören. Nach kurzer Recherche war klar: wir hatten eine Scheltopusik (Panzerschleiche) gesehen. Wir wanderten bis ganz an die Südspitze, wo uns ein schöner Ausblick über das Meer und ein leckerer Kaffee in der verwunschenen Safari-Bar erwarteten. Der Rückweg führte uns vorbei an Olivenbäumen und wild wachsenden Rosmarin- und Thymiansträuchern. 







Medulin

Wir fuhren weiter auf einen Campingplatz in Medulin, der ebenso traumhaft auf einer Halbinsel gelegen war. Ein Spaziergang an der Hafenpromenade führte vorbei an zahlreichen Restaurants, Apartements und Tourismusangeboten für Bootstouren. Auch hier ist (Corona)-Nebensaison und die meisten Läden haben noch geschlossen, was uns durchaus recht ist. Auch hier entspannten wir einige Tage, aßen bei Sonnenuntergang Tintenfisch (Christians Paradies) und gingen am Meer spazieren. Leider wachten wir an einem Tag völlig zerstochen auf und vermuteten nach einiger Recherche und Nachfragen in der Apotheke, dass wir Erd- bzw. Grasmilben vom sandigen Campingplatzboden in unser Auto geschleppt hatten. So konnten wir nicht noch eine Nacht im Bulli verbringen... 



Rijeka

Also fuhren wir die Ostküste hoch entlang einer aussichtsreichen Panoramastraße, welche uns durch viele verträumte Berg- und Fischerdörfchen führte, bis nach Rijeka. Die mittelgroße Hafenstadt erwartete uns an einem regnerischen späten Nachmittag mit einem doch etwas heruntergekommen Apartement und einem alkoholisierten Vermieter. Ein klassisches Beispiel von gekauften Bewertungen auf Booking.com. Wir checkten dennoch ein, wollten wir ja ohnehin nur zwei Nächte bleiben und uns von den Milben befreien. Ein abendlicher Spaziergang am Hafen lieferte ein groteskes Bild: 24-stöckige Hochhäuser in der Ferne, davor romantische Gebäude aus der Habsburger Zeit, gelegen an einem Hafen, an dem unbezahlbare Yachten (Royal Romance, 214 Mio€) neben verrosteten kleinen Fischkuttern ankern, während mir der Geruch des nahe liegenden Fischmarktes vermischt mit Dieselabgasen in der Nase liegt. 

Am nächsten Morgen machte sich Christian auf die beschwerliche Suche nach einem/einer Arzt*in, da er ziemlich allergisch auf die vielen Milbenbisse reagierte. Mehrmals wurde er abgewiesen (wegen Corona?), aber nachdem er endlich fündig geworden und mit einer Kortisonsalbe ausgestattet war, konnten wir die Stadt und den belebten (Fisch)markt erkunden. Das bunte Treiben auf einem Markt ist für mich in jeder Stadt einen Besuch wert. Im Vergleich zu Deutschland werden hier Obst und Gemüse günstiger als in den Supermärkten angeboten. Auch hier wurden auf die Hygienevorschriften hingewiesen, doch tragen viele Menschen die Maske unter der Nase oder rauchen (!) in der Fischhalle. Auf der Straße begrüßen sich die Leute mit einem Handschlag oder Küsschen. Vielleicht liegt es daran, dass der Inzidenzwert in Istrien momentan sehr niedrig liegt, wie er jedoch in Rijeka ist, habe ich nicht herausgefunden. Auch Tüte wurde von allen Menschen angelächelt und überschwänglich begrüßt, die Leute sind hier anscheinend (zumindest in der Stadt) sehr hundefreundlich. In Zeiten von Corona wäre es mir allerdings lieber, wenn nicht jeder Tüte ständig angrabbeln würde. Aber das Problem kenn ich ja auch aus Bremen. Sie ist einfach zu süß.

Insgesamt ist die Küche entlang der Küste sehr mediterran geprägt. Genau unser Geschmack! Die selbstgemachten Gnoochi, die ich in einem Restaurant aß, schmeckten mir ausgezeichnet, doch leider trieben sie erst spät abends durch die fettige Käsesauce meinen Blutzucker so dermaßen in die Höhe, dass ich mehrmals in der Nacht nachspritzen musste. Bei einem Wert von 300 mg/dl war mir übel und ich hatte Kopfschmerzen. Danke, einmal und nie wieder. Dafür konnte ich die Palatschinken, die es hier in jedem Restaurant und Cafe gibt, bisher besser einschätzen und genießen. 

Unseren kurzen Aufenthalt in Rijeka schlossen wir mit einem ausgiebigen Besuch in einer Autowaschanlage und einem Waschsalon ab, um uns von den Milben zu befreien und wieder im Auto schlafen zu können. Auch das gehört zum Reisen dazu. Nach gut 10 Tagen in Kroatien haben wir nun das Gefühl, angekommen und im Reiseflow zu sein. Ich benötige doch immer ein bisschen Zeit, um in ein Land einzutauchen, dessen Atmosphäre, Kultur und Menschen kennenzulernen. 





Und was macht mein Diabetes?

Der hat sich wieder etwas eingependelt, da Christian und ich abends wieder etwas früher und gesünder essen (bis auf die Gnocchi ;-)) Die Kühlbox kühlt verlässlich auf 6°C, was bei Außentemperaturen von maximal 20°C aber auch zu erwarten ist. Ich bin gespannt, wenn wir mal bei 40°C den ganzen Tag in der Sonne stehen. Als wir einmal den Laptop über die Zweitbatterie angeschlossen hatten, flog die Sicherung raus und auch die Kühlbox war somit ohne Strom. Zum Glück befanden wir uns zu der Zeit auf einem Campingplatz, sodass wir die Stromversorgung über den Landstrom direkt wieder sicher stellen konnten. Wäre dies unterwegs passiert, wäre es nicht so günstig gewesen. Jetzt haben wir aber einen Sicherungsplan unserer Zweitbatterie erstellt und Ersatzsicherungen an Board.

Während unserer Übernachtung in Rijeka musste ich mein Insulin im Auto auf einem bewachten Parkplatz lagern, da unser Apartment leider nicht wie versprochen über einen Kühlschrank verfügte. Auf die Kühlbox und Zweitbatterie war sicherlich Verlass, aber würde trotz bewachtem Parkplatz niemand in das Auto einbrechen? Natürlich hatte ich Bedenken, aber zum Glück war der Parkplatz ganz in der Nähe, sodass ich regelmäßig unser Auto und die Temperatur der Kühlbox checken konnte. Vielleicht ist das ein bisschen paranoid, aber immerhin lagern in dem Auto meine überlebenswichtigen Medikamente für die nächsten Monate. Vielleicht werde ich ja aber auch noch ein bisschen entspannter...

Eure Zuckertüten




Kommentare

  1. Das war mal wieder ein sehr interessanter Blog! Auch die passenden Fotos dazu lassen mich dabeisein. Vielen Dank dafür. Christians Beitrag habe ich mir mit großem Interesse angehört,
    wobei ich ja immer noch hoffe, dass es eine endliche Reise ist. Liebe Grüße und weiterhin viele interessante Erlebnisse!

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